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Reisen mit 3-beinigem Kater

 
Eigentlich war alles ganz anders geplant. Die neue Mobilität durch den Bus wollten wir natürlich sofort und ausgiebig nutzen. Diverse lange und kurze Reisen, Wochenend-Trips und Landpartien wurden geplant. Doch dann kam der Knochenkrebs bei unserem Kater Kali dazwischen - aufgrund der Aggressivität und der Chance, dass er "nur" das Vorderbein befallen hatte, wurde uns nahegelegt, das betroffene Bein zu amputieren. Um es ganz kurz zu machen: die Operation fand im Februar statt, die Genesung verlief sehr schleppend und machte den immerhin schon 16 Jahre alten Kater ganz schön zu schaffen.
  
Trotz unserer ständigen Reisesehnsucht, dem immerwährenden Fernweh und der Lust auf Unterwegssein, war völlig klar, dass wir unsere Verantwortung für unseren Gefährten übernehmen  und unsere Bedürfnisse zurückstellen werden. Und zwar sehr gerne. Da Kali ein sehr entspannter Autofahrer ist und er sich auf dem Campingplatz am See, auf dem unsere Knutschkugel steht, sehr wohlfühlt, wagten wir das Experiment einer gemeinsamen Urlaubsreise.
  
Unsere Vorüberlegungen
Das Ziel: Wir wollten ans Meer, jedoch ohne ewig weit fahren zu müssen. Wir fassten Kroatien ins Auge, weil es eine gut machbare Strecke von ca. 600km ist, so dass die Fahrt nicht zu strapaziös ist und die Möglichkeit besteht, schnell nach Hause fahren zu können.
  
Der Platz: es soll ein großer, wenig besuchter Platz sein. Unsere Recherche auf camping.info spuckte den Kamp Kozica aus: einfach, direkt am Meer, sehr weitläufig und wichtig: es wurde viel gemeckert über die angeblich schlechten Sanitäranlagen. Das hat meist die Wirkung, dass er nicht super-besucht ist, und wir sind da sehr hart im Nehmen.
  
Alles andere würde sich dann vor Ort ergeben. Und es war auch klar: sollte es nicht funktionieren (dass Kali also permanent gestresst ist oder ständig abhaut, nicht frisst o.ä.) würden wir sofort wieder heimfahren.
  
Die erste Zeit war sehr entspannt und lief super
Die Fahrt war wie erwartet überhaupt kein Problem. Kali lag ganz entspannt in seiner Transportbox und hat meist geschlafen. Von unseren häufigen Pausen auf der Hinfahrt schien er eher genervt zu sein. So fuhren wir bei der Heimfahrt praktisch durch.
  
Auf dem Campingplatz war es die ersten 10 Tage sehr entspannt: meist war er tagsüber im Bus und schlief, wobei er sich immer wieder verschiedene Plätzchen suchte. Am meisten liebte er das Bett im Aufstelldach, da konnte er rumschauen und das kühle Lüftchen genießen. Rauf und v.a. runter (das fällt ihm mit 3 Beinen eher schwer) kam er über den Vordersitz, wir haben lediglich die Kopfstütze abgemacht. Und er benutzte das Katzenklo, das direkt am Bus stand.
  
Mit der Dämmerung kam er dann meist raus und begann ein bisschen die Gegend zu erkunden. Sobald die meisten anderen Camper (zu Beginn waren noch 5 andere Busse / Wohnmobile da) schlafen gingen, zog er größere Runden. Die Nacht musste er aber bei uns im Bus verbringen, die Katzentoilette stand dann auch innen. Wir hatten zwar eine 15m-Schleppleine mit, doch als alter Straßenkater (er geht auch in München raus) stresste ihn die Leine zu sehr, so dass wir sie ihm nur an Raststätten anlegten.
  
Ausflüge zum Einkaufen oder in den Ort machten wir natürlich alle gemeinsam. Während des Einkaufs blieb er im Bus, wobei wir uns tierisch beeilten, weil kaum Schattenplätze da waren. Und beim Essengehen oder Kaffeetrinken nahmen wir ihn in einer Tansporttasche mit. Auch da war er sehr entspannt und sobald wir saßen, schlief er meist ein. Also auch ganz unkompliziert.
Wir hatten den Eindruck, dass es ihm gut ging. Dass er es genoss bei uns sein zu können und dass ihm die neuen Eindrücke und Anregungen durchaus gut taten.
  
Was nicht so gut lief ... und warum wir dann früher als geplant heimfuhren
Nach etwa 10 Tagen bekamen wir neue Nachbarn an unserem Platz direkt am Meer. Da sie einen großen Hund dabei hatten, sprachen wir sie auf die besondere Situation unseres Katers an. Sie versicherten uns, dass der Hund total lieb ist und am Platz natürlich immer angeleint ist. Wir waren beruhigt. Dies dauerte genau bis zur Dämmerung. Denn als Kali rauskam zu seinem täglichen Luftschnuppern, schoß der Hund - natürlich nicht angeleint - knurrend und bellend auf unseren Platz und fiel über unseren Kater her. Durch beherztes Dazwischengehen ist zum Glück nichts Schlimmeres passiert. Nur die Entspannung war weg. Für uns war das der Anlass, den Platz zu wechseln.
  
Ein paar Kilometer weiter fanden wir einen kleinen, familien-geführten Platz mit nur 15 Stellplätzen, wovon nur einer belegt war und dieser ohne Hund. Also zogen wir um, und standen wieder direkt am Meer - wunderschön. Doch Kali war überhaupt nicht entspannt. Er wirkte gestresst, war in ständiger Hab-Acht-Stellung und lief rastlos den Platz ab. Wir dachten zunächst, dass es Nachwirkungen von dem Hundeangriff waren.
  
Doch dieser Platz wurde auch von vielen wilden Katzen bewohnt und am Abend unserer Ankunft wurde er in einen heftigen Kater-Kampf verwickelt, in dem er mit seinem Handicap natürlich den Kürzeren zog. Ganze zwei Tage verkroch er sich ins hinterste Eck des Aufstellbettes, fraß und trank nicht, ging nicht auf die Toilette. Da war dann klar, wir setzen diesem Zustand ein Ende und fahren heim.
  
Am Morgen der Abreise war er dann zwar wieder recht munter, kam raus und fraß gut, doch wir wollten es nicht auf die Spitze treiben. Wir hatten alle drei 10 sehr schöne Tage bei hochsommerlichen Temperaturen an einem wundervollen Platz direkt am Meer (mit genialen Sonnenuntergängen - sehr wichtig!) und das war sehr viel wert.
  
Die Heimreise verlief wieder völlig problemlos.
  
Unser Fazit:
Das Reisen mit einem Kater mit einem Gemüt wie unserem ist gut möglich - wir hätten das sicherlich auch schon früher machen können. Doch durch die Behinderung braucht es große Fürsorge und Achtsamkeit für das passende Umfeld. Ein Platz ohne Hunde und ohne wilde Katzen wäre ideal, werden wir aber sicherlich nicht so einfach finden.
  
So wird der Gesundheitszustand von Kali unsere weiteren Reiseplanungen und -aktivitäten bestimmen - dieses Recht hat er und das nehmen wir auch sehr gerne an. Es gibt so viele Möglichkeiten, wir werden gute Lösungen für uns alle finden, da bin ich mir sicher.
 
  

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