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Eine verrückte Nacht in verschiedenen Zügen

Der Versuch, es mir bequem zu machen
Der Versuch, es mir bequem zu machen
  
Da bin ich einmal nicht mit dem Bus unterwegs und sofort rächt sich das. Ich hatte in Münster Seminar und reiste mit dem Zug an. Ich fahre gerne Zug. V.a. so lange Strecken, auf denen ich in Ruhe arbeiten, lesen, Musik hören und aus dem Fenster schauen kann. Hinfahrt: perfekt!
  
Nachdem die Seminargruppe beschloss, am nächsten Tag (Nikolaustag) bereits um 8 Uhr zu beginnen, wollte ich einen früheren Zug nehmen. Ich erwischte einen um 16:45 Uhr und ahnte nicht, dass ich erst gut 14 Stunden später daheim sein sollte.
  
Um es kurz zu machen:: kaum losgefahren stoppte der Zug. Personenunfall kurz vor Osnabrück. Wir standen an einem Bahnhof eines kleinen Ortes. Nach einer Stunde hieß es, nun könne man Taxis nach Münster oder Osnabrück nehmen. Ein Blick auf die aussteigenden Menschenmassen machte mir klar, dass die Wahrscheinlichkeit ein Taxi zu ergattern gleich null ist - also abwarten.
  
Dann kam die erlösende Durchsage: ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Wir stiegen fast alle aus. Als nach 45 min noch immer kein Bus in Sicht war kehrte ich in den warmen Zug zurück - und wartete ab. Dann hieß es: alle wieder einsteigen, es geht weiter. 
  
Natürlich war da schon jede Chance, am selben Abend in München anzukommen, vorbei. Ich hoffte nur, dass ich vor 8 Uhr morgens daheim bin, da dann ein wichtiges Webinar starten sollte.
  
In Osnabrück erreichte ich gerade noch rechtzeitig den letzten Zug, der morgens 6 Uhr München erreichen sollte. Ich fuhr bis Köln und stieg dort in den Direktzug nach München ein. Dachte ich zumindest.
  
Ich versuchte es mir gemütlich zu machen. Zum Glück hatte ich einen bequemen langen Pulli für die Fahrt dabei. Und dicke Socken. Und einen großen Schal, der auch zur Decke umfunktioniert werden kann. Und eine Thermoskanne mit Tee. Und eine Mütze, die ich mir über die Augen zog, da der Zug taghell beleuchtet blieb. 
  
Über zwei Sitze ausgestreckt fand ich tatsächlich zu ein paar bequemen Positionen und schlief bald ein. Um 3 Uhr wurde ich von der Durchsage geweckt, dass der Zug in Stuttgart endet, weil ein unbekanntes Hindernis vor Ulm auf den Schienen steht. Sobald es Infos über eine Weiterfahrt gibt, werden wir informiert.
  
Die Zeit begann davon zu laufen. Ich informierte meine Seminargruppe, dass ich vielleicht zu spät online gehen werde. Nach 1,5 Stunden wechselten wir in einen anderen Zug, der dann um 5 Uhr weiterfuhr. Später kamen dann die Pendler dazu, die etwas pikiert auf die ramponierten Gestrandeten blickten. Der Zug war schließlich knattervoll.
  
Um 7:30 Uhr kam ich endlich in München an, sprang ins Taxi, war um 7:55 Uhr daheim und ging um 7:59 Uhr online. Etwas derangiert aussehend, aber glücklich, es noch rechtzeitig geschafft zu haben.
  
Was für eine Nacht - da bekommt das mobile Arbeiten eine ganz neue Bedeutung. Diese Fahrt wird mir im Gedächtnis bleiben :-) - und ich weiß meinen Bus und das Online-Arbeiten noch mehr zu schätzen!
  

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